Turnierbericht 4. Schachtürken-Cup Paderborn 2007

 

Zwischen Weihnachten und Neujahr ist jedes Jahr wieder die große Zeit der Schachturniere. So bestand dieses Jahr auch wieder eine große Auswahl wie Travemünde, Wulfen, Erfurt usw. für die willigen Schachspieler. Aus Göttingen machten sich nun aber mit Michael Rzehak, Moritz Rother und Christian Böttcher drei Spieler auf in Richtung Paderborn um dort weitere Spielpraxis zu sammeln.

 

Das Open um den Schachtürken-Cup fand bereits in der vierten Auflage statt und hatte sich in den letzten Jahren durch immer weiter steigende Teilnehmerzahlen und einige gute Organisation ausgezeichnet. Dieses Jahr konnte dann erneut ein Rekord an Teilnehmern erzielt werden, wobei in der A-Gruppe 87 Spieler antraten und in der B-Gruppe 88. Zusätzlich wurde am Samstag ein Jugendschnellschachturnier veranstaltet, bei dem noch einmal weitere 99 Jugendliche die Hallen des Austragungsortes bevölkerten. Der Austragungsort ist seit der ersten Auflage durchgängig das Heinz-Nixdorf-Museums-Forum, was den Ausrichtern ein sehr geräumiges Turnierareal bietet und weiterhin exzellente technische Vorraussetzungen für eine gute Präsentation der Spitzespiele bereithält. So wurden jeweils die fünf ersten Bretter in einem eigenen  Raum ausgespielt und mittels Beamern an die Wand über den Spielern projiziert. Allgemein erinnerte der Raum die aktuellen und ehemaligen Studenten eher an einen Hörsaal in der Uni. Zusätzlich wurden die Spitzenpartien mit Hilfe von DGT-Brettern live in das Internet übertragen, so dass auch die daheim gebliebenen in den Genuss kamen ab und an die kreativen Leistungen aus Göttingen wahrzunehmen.

 

Im A-Open gab es dieses Jahr einen sehr spannenden Einlauf da kaum Partien unter den Spitzenspielern entschieden wurden und auch die Großmeister durch teilweise schwächelnde Leistungen nicht gegeneinander gelost wurden. Am Ende setzte sich GM Gerhard Schebler mit 5,5 Punkten aus 7 Spielen nach Buchholz-Wertung vor fünf weiteren punktgleichen Spielern durch. Der einzige nicht IM oder GM der in die Phalanx dort vorne einbrechen konnte war der Fide-Meister Andreas Brühl vom SK Altenkirchen der den zweiten Platz belegen konnte. Weiterhin wurden diverse Ratingpreise und Sonderpreise verteilt, die allerdings den Rahmen des Berichts sprengen würden.

 

Die Resultate der Göttinger Spieler waren insgesamt zufrieden stellend. Moritz belegte am Ende mit 4,5 Punkten den 16. Platz, Christian mit 4 Punkten den 28. und Michael mir 3,5 Punkten den 38.

 

Für Moritz begann das Turnier etwas holprig als er in der ersten Runde gegen einen Gegner mit einer Dwz von 1773 nicht über ein remis hinaus kam. In der Folge lief es allerdings besser und er konnte seine nachfolgende Weißpartie gewinnen und in der Abendrunde des zweiten Turniertags gegen einen Gegner mit einer Elo von 2200 mit schwarz remis halten. Am nächsten morgen konnte er dann gut vorbereitet einen ungefähr gleichstarken Spieler mit Weiß schlagen und traf dann mit schwarz auf einen Spieler mit einer Elo von 2300. Sein Gegner hieß Christian Braun und hatte erst kurz vor dem Turnier in Belgien auf einem IM-Turnier eine IM-Norm erzielt mit einer Performance von über 2600. Allerdings schien er beim Turnier in Paderborn etwas ideenlos zu sein und konnte nur eine Partie gewinnen bei sechs Remisen. So konnte auch Moritz seine Partie mit schwarz remis halten. In der 6.Runde konnte Moritz seine Serie der abwechselnden Remise und Siege fortsetzen und einen Gegner aus Holland schlagen, so dass er am letzten Tag mit Schwarz gegen GM Schebler spielen durfte. Hier kam Moritz nicht gut aus der Eröffnung, allerdings spielte der Großmeister in der Zeitnotphase von Moritz etwas schwächer und konnte sich glücklich schätzen dass die Partie nicht remis endete. Insgesamt war das Turnier eine voller Erfolg und Moritz kann sich über einen großen DWZ und Elo-Zugewinn freuen.

 

Für Michael begann das Turnier ebenfalls sehr gut, nach einem ungefährdeten Sieg in der ersten Runde, konnte er in der zweiten dann mit Schwarz gegen IM Boidmann remis halten. Anschließend folgte ein weiterer sicherer Weißsieg und ein Remis mit Schwarz gegen einen Spieler mit knapp 2300. In der fünften Runde kam es dann zum internen Göttinger Duell mit Christian, allerdings fehlte beiden Spieler etwas die Lust gegen einen Mannschaftskollegen eine Partie wirklich auszukämpfen und es wurde früh remis vereinbart. Die letzten beiden Runde endeten für Michael dann leider mit einer kurzen Rochade. Erst musste er sich mit Schwarz einem weiteren 2300er geschlagen geben und dann in der letzten Runde gegen die WFM Lopatin eine Niederlage mit Weiß hinnehmen, Trotz dem unglücklichen Ende wird Michael aber wohl zumindest einen Dwz-Gewinn aus dem Turnier mitnehmen.

 

Für Christian lief das Turnier durchwachsen. In der ersten Runde gelang ein ungefährdeter Schwarzsieg und in der zweiten Runde wartete dann mit Weiß der spätere Turnierzweite FM Brühl. Hier kam eine Variante aufs Brett die sehr schnell in Richtung Endspiel abwickelte, allerdings schätze Christian hier eine Position falsch ein und vermied den nötigen Gegenschlag so dass er sich dann am Ende etwas unnötig geschlagen geben musste. In der dritten Runde kam dann ein schneller Sieg mit schwarz gegen ein 17-jähriges Talent aus der Nähe von Paderborn und in der vierten Runde ein spannender Weißsieg gegen einen Gegner aus dem Norden von Niedersachsen. Dann folgte das bereits erwähnte kurze remis gegen Michael und in der sechsten Runde hatte Christian bereits schnell zwei Bauern gewonnen gegen einen gleichstarken Gegner. Was dann passierte war allerdings kaum zu erklären, in heraufziehender Zeitnot fing Christian an Gespenster zu sehen und an stelle einfach remis anzubieten bzw. die möglichen Remisabwicklungen zu zulassen fing er an taktische Drohungen zu übersehen und musste schließlich eine Figur opfern. In dem entstandenen Endspiel stand Christian dann auf Verlust und überschritt zu allem Überfluss, beim Ausführen des 40. Zuges, das erste Mal in seinem Leben die Bedenkzeit. Nach dieser vollkommen unnötigen Niederlage wartete in der Schlussrunde mit Christian Braun dann ein sehr starker Gegner. Allerdings griff hier die Eröffnungsvorbereitung gut und Christian konnte ohne Probleme ausgleichen, übersah allerdings in der Schlussstellung einen taktischen Gewinnzug, der allerdings erst ein Figurenopfer gefordert hätte und dann immer noch recht kompliziert gewesen wäre, insbesondere da nach der Zeitkontrolle nur dreißig Minuten als Zugabe erhalten wurden.

 

Das Fazit aus spielerischer Sicht ist vor allem für Moritz sehr positiv, wobei auch Michael bis auf die beiden Schlussrunden sehr gute Partien gezeigt hat. Für Christian wäre das Turnier ohne den Aussetzer in der sechsten Runde auch ein voller Erfolg gewesen, da insbesondere seine Eröffnungsvorbereitung sehr gut griff und er insbesondere mit Schwarz nie in Probleme kam. So allerdings kann er zufrieden sein zumindest keine Wertungspunkte verloren zu haben.

 

Insgesamt herrschte bei dem Turnier eine sehr angenehme Atmosphäre. Das Rahmenprogramm sorgte ebenfalls für seine gute Abwechslung, hier seien zum Beispiel die Ausstellungen im Heinz-Nixdorf-Museumsforum zu nennen oder auch das zeitgleich stattfindende IPCCC, bei dem viele der internationalen Top-Schachprogramme anwesend waren. Die Turnierleitung war wie die Jahre zuvor auch wieder sehr freundlich und hilfsbereit. Es lohnt sich also durchaus die fünfte Auflage des Schachtürken-Cups in den Blick zu fassen wenn man zwischen Weihnachten und Neujahr ein Turnier spielen möchte. Allerdings können Moritz und Christian hier davon abraten morgens mit dem Auto immer eine Stunde zwischen Schlafplatz und Spiellokal zu pendeln.

 

Weitere Informationen wie Bilder, Auswertungen, Tabellen usw. findet man auf der Seite des Turniers www.schachtuerken-cup.de

 

 

Spitzenpaarung der zweiten Runde: Michael Rzehak (rechts) gegen den internationalen Meister Yuri Boidmann (Foto: SK Blauer Springer Paderborn)