Die Norddeutsche Einzelmeisterschaft im Blitzschach

oder der ewige Kampf gegen die Mittagspause

Während die meisten auf unserer Jahreshauptversammlung weilten machte ich mich bereits am Freitagabend auf den Weg nach Berlin. Dort galt es die Göttinger Fahne bei den Norddeutschen Meisterschaften hochzuhalten. Da ich mich relativ kurzfristig um die Anreise gekümmert hatte durfte ich morgens einmal durch halb Berlin fahren. Natürlich verpasste ich auch noch meine S-Bahn um ein paar Sekunden. Somit artete das ganze etwas in Stress aus und mein Frühstück fiel auch ins Wasser. Am Spiellokal gab es dann die nächste Überraschung. Das Turnier hatte dies Jahr mit dem Jüdischen Museum einen sehr schönen und geräumigen Austragungsort gefunden, dafür musste man allerdings am Eingang erstmal durch Sicherheitskontrollen. Irgendwie waren die Wachleute jedoch etwas ungläubig als ich mit meiner Reisetasche hinein wollte. Am Ende schaffte ich es aber doch noch mich kurz vor Beginn des Turniers anzumelden.

Nun zum Turnier selber. Gesetzt war ich an Position 23 bei 28 Teilnehmern. Da ich mir wieder pünktlich vor dem Turnier eine Erkältung eingefangen hatte war meine persönliche Zielsetzung einfach ein gutes Turnier zu spielen. Der Start in das Turnier verlief erfreulich nachdem ich eine schwierige Stellung gegen Ilya Spivak (VBSF Cottbus) remis halten konnte. Auch in der Folge lief es sehr gut für mich und ich stand nach 5 Runden mit 3,5 Punkten auf Platz 4 der Tabelle. In der 6.Runde erwischte es mich dann allerdings mit der ersten Niederlage gegen Ilja Rosmann (Königsspringer SC). Nach zwei weiteren Remisen erwartete ich dann gegen GM Rabiega (SK Tegel) und IM Heinemann (HSK) eine „kurze Rochade“. Die erste Partie ging auch schnell verloren und gegen Thies Heinemann stellte ich ziemlich dämlich einen Bauern ein. In der Folge konnte ich aber seine Bauern festlegen und schaffte es etwas Gegenspiel zu erhalten. Nach einem Fehler meines Gegners erreichte ich eine sehr gute Stellung und wenige Züge später hatte ich, wenn auch etwas glücklich, die Partie gewonnen.

Der Sieg sorgte bei mir für einen gehörigen Motivationsschub und ich holte 3,5 Punkte aus den nächsten 4 Spielen und einem Punktestand von 9/14. Damit hatte ich mich dann auch wieder auf Platz 8 hochgearbeitet. Dann fiel allerdings das von mir am meisten gehasste Wort bei Blitzturnieren, es war Zeit für die MITTAGSPAUSE. Jeder der mich kennt weiß, dass ich lieber durchspiele, da ich bei einer längeren Pause jedes Mal aus dem Rhythmus komme. Das erste Spiel nach der Pause konnte ich zwar noch gewinnen, nach einer Niederlage gegen IM Kopylov (Norderstedt) holte ich in der Folge aber nur noch 2,5/7. Eigentlich hätten es 4 oder 4,5 Punkte sein müssen. Insbesondere die Niederlage gegen Stefan Breuer (Salzgitter) war ärgerlich als meine Zeit wenige Züge vorm Mattsetzen fiel. Aber die Uhren bei den Norddeutschen sind bei uns ja schon seit Jahren sehr unbeliebt. In der 24. Runde machte ich mit einem Sieg dann die 50% voll und hatte damit mein erhofftes Ziel erreicht. Nach 2 weiteren Siegen aus den letzten 3 Spielen beendete ich das Turnier mit 15,5 Punkten aus 27 Spielen. und war überrascht am Ende auf Rang 10 zu landen. Souveräner Turniersieger wurde der amtierende Deutsche Blitzmeister GM Robert Rabiega mit 23/27. Von den niedersächsischen Teilnehmern schnitt Stefan Breuer auf Platz 4 am besten ab.

Insgesamt lief das Turnier ziemlich gut für mich. Insbesondere da ich seit dem Saisonende nicht mehr wirklich trainiert hatte. Ärgerlich ist nur dass mir ein Punkt zu Platz 9 und der Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften gefehlt hat. Aber im Endeffekt war ich an diesem Tag einfach zu langsam bzw. zu unfähig die Knöpfe der Uhren richtig zu treffen. Hervorzuheben ist auch die gute Organisation, das Turnier wurde sehr schnell durchgezogen, und dass es keinen einzigen Streitfall im Turnier gab. Zeitgleich fanden noch andere Schachturniere in den unteren Etagen des Jüdischen Museum statt. Das vom Berliner Schachverband organisierte Schachwochenende zeigte sich insgesamt sehr gut besucht. Da mein ICE erst gegen 19:30 fuhr blieb mir auch noch die Zeit zu Fuß zum Hauptbahnhof zu laufen und etwas Sightseeing zu machen.