Gelungenes Heimdebüt für Schachklub Tempo Göttingen

Zweitliga-Team landet ersten Saisonsieg
auch zweite Mannschaft siegreich

Geismar. Der Schachklub Tempo Göttingen legte am vergangenen Wochenende ein Heimdebüt nach Maß hin: Während die erste Mannschaft (2. Bundesliga) durch einen knappen 4,5:3,5-Sieg ihrem Punktekonto zwei Zähler gutschreiben konnte, wusste auch die zweite Garde (Landesliga) zu überzeugen: Mit 5,5:2,5 wurden die Gegner vom SV Berenbostel von den Brettern gefegt.

Hatten die beiden Mannschaften am ersten Spieltag der Saison noch deftige Niederlagen kassiert - Tempo 1 unterlag mit 2:6 beim Aufstiegsaspiranten SC Neukloster, Tempo 2 mit 3:5 in Hameln - so konnten die Teams am vergangenen Sonntag ihren ersten Saisonsieg einfahren.

Auf dem Weg zum denkbar knappen 4,5:3,5-Erfolg der Zweitliga-Mannschaft gingen die hölzernen Schachbretter regelrecht in Flammen auf: Knapper hätte das Ergebnis, mit dem „Tempo“ Göttingen die Reserve des Hamburger SK bezwang, nämlich nicht lauten können. Dabei verlief der Mannschaftskampf zu Beginn noch äußerst ruhig: Ebenso wie der Internationale Meister Maarten Solleveld, einigten sich auch Christian Bleis und Cord Früstück mit ihren Gegnern auf Waffenstillstand: Sie alle spielten Remis und rauchten gemeinsam die Friedenspfeife. Dieser Genuss blieb Lutz-Lukas Petzold sowie dem Neuzugang Armir Raszade verwehrt: Sie beide mussten an den Brettern drei und vier nach langem Kampf die Waffen strecken. Nach fünf Stunden Spielzeit erzwangen die Siege von Timo Holloway an Brett sechs sowie von Jan Priebe an Brett fünf den Ausgleich zum 3,5:3,5. Mit seinem eindrucksvollen Triumph über den Meister Hannes Langrock hatte Priebe die Weichen für den Sieg gestellt. Der Druck – und zugleich auch die Siegchance - lastete nun allein auf den Schultern von Alexander Markgraf. Er spielte am zweiten Brett, an dem mittlerweile alle Figuren –bis auf einen weißen Bauern, zwei Springer sowie die beiden Könige – geschlagen wurden und vom Brett verschwunden sind. Die fünf verbliebenen Figuren sollten nun die Entscheidung über Sieg und Niederlage herbeiführen. Aufmerksamkeit. Anspannung. Adrenalin. Kaffeegeruch. Neugierige Kiebitze versammeln sich am Brett, während Minuten der Stille vergehen. Nur das Klacken der Holzfiguren durchdringt die drückende Luft. Unzählige besorgte Blicke vom Coach, Lothar Karwatt, überfluten das Brett. Doch Alexander Markgraf bewahrt einen kühlen Kopf und strotzt geradezu vor Zielstrebigkeit, als er seinen weißen Bauern nach vorne peitscht. Als der 28-Jährige kurz davor steht, den einzig verbliebenen Bauern ein weiteres Feld vorzurücken - um ihn sodann in eine Dame zu verwandeln - kapitulieret sein Kontrahent. Der holländische Spitzenspieler Merijn van Delft reicht dem „Tempo-Strategen“ die Hand. Er gratuliert dem Göttinger zu seinem Sieg. Der 4,5:3,5-Erfolg bescherte dem Zweitligisten „zwei äußerst wichtige Zähler im Kampf gegen den Abstieg“, erklärte Jan Priebe.

In der zweiten Mannschaft sorgte insbesondere die Neuverpflichtung Michael Pietsch mit seinem Sieg über den Meisteranwärter Rene Koopmann für Aufsehen. Pietsch hatte maßgeblich Anteil daran, dass am zweiten Spieltag der Landesligist SV Berenbostel bezwungen werden konnte. Während Stefan Liebig, Golo Petzold und Michael Rzehak ein Remis zum Mannschaftserfolg beisteuerten, war es vor allem die starke Hinterachse, die den Grundstein zum Sieg legte: Wolfgang Klettke, Mario Seifart und Christian Hafner machten mit drei Punkten an den Brettern sechs bis acht den Göttinger Sieg perfekt. Lediglich Moritz Rother musste sich beim 5,5:2,5–Erfolg seines Teams der Leistung seines Gegners beugen.

Unterdessen zieht die 3. Mannschaft um Kapitän Sönke Andresen souverän ihre Kreise: Nach dem 6:0-Sieg zum Saisonauftakt ließ sie am vergangenen Sonntag erneut ein „Zu-Null-Ergebnis“ folgen – allerdings ohne jegliche Gegenwehr: Der SV Hildesheim war zum angesetzten Kreisliga-Duell nicht angetreten.

Während die Landesliga-Truppe am nächsten Spieltag den SC Wolfsburg empfängt und die dritte Mannschaft im Nachbarschaftsduell auf Schwarz-Weiß Northeim trifft, steht dem Bundesliga-Team – wie schon am ersten Spieltag – eine weite Reise bevor: Am 29. November kreuzt Tempos erste Garde die Klingen mit dem Schachklub „Königsspringer Hamburg“, die in Expertenkreisen als Abstiegskandidat gehandelt werden. Bleibt zu hoffen, dass Tempos Schachspieler die lange Heimreise nach Göttingen nicht erneut mit einer deftigen Niederlage im Gepäck antreten muss...