Vorrunde zur Deutschen Mannschaftsmeisterschaft, Solingen 1972



Rundenberichte oder Einzelergebnisse liegen zur Zeit nicht vor.
Dafür werden hier drei Partien von Wilhelm Grafe präsentiert.

Wilhelm schreibt dazu am 07.01.2010:
Streiflicht - DMM Vorrunde 1972

Wir waren damals irgendwie gut drauf und spielten nach einer recht guten Saison ?! die Vorrunde zur Deutschen Mannschaftsmeisterschaft im Oktober '72 (4 Vorgruppen, unsere in Solingen mit Berlin Wilmersdorf, HSK Hamburg und SG Solingen).

Und zwar waren wir, ich hoffe, ich bekomme es noch (zumindest teilweise) richtig hin, mit folgenden 'Recken' angetreten:
  • Helmut Reefschläger ??
  • Stefan Buchal (? bin nicht sicher, kam vielleicht erst ein Jahr später ?)
  • Haukur Angantysson
  • Jon Halfdanarson
  • Erhard Jörn (? bin nicht sicher, kam vielleicht erst ein Jahr später in die 1. Mannschaft ?)
  • Wilhelm Grafe
  • Uwe Trommsdorf (? glaube, er war da schon dabei, spielt heute gelegentlich als "utr" bei chessbase.de)
  • Heiner Kaufhold, unser Meister-Kiebitz
Solingen spielte u.a. mit Lubomir Kavalek, Dr. Lehmann, O'Kelly ....

Ein Reiz an der Sache war: Die DMM-Endrunde wurde (ich glaube Anfang '73) von Göttingen ausgerichtet, und da wären wir halt gern auch als Teilnehmer dabei gewesen, nicht nur als Ausrichter.

Das Folgende ist nun auch wieder eine eher vage Mischung aus Erinnerung und Interpolation.

Den ersten Kampf gegen Wilmersdorf müssen wir gewonnen haben, der zweite Kampf, gegen Hamburg, hing an einer für uns ungünstigen Hängepartie und in der dritten und letzen Runde kamen wir gegen Solingen, die mit Hamburg einen Protestfall hatten (oder war unsere HP der Protestfall !?), und wir (SC Tempo) standen im Kampf gegen Solingen beinah auf Gewinn. Das Problem war u.a. Haukur Angantysson, der gegen O'Kelly (?) wohl schon deutlich besser stand, aber 'unter der Bank' dauernd in einem Buch 'spickte'. Wie er uns später verriet, bemühte er sich da, die chemische Formel für Milch auswendig zu lernen (für's Vordiplom in physikalischer Chemie, wenn ich das noch richtig weiß).. Das Vordiplom hat er dann wohl auch bestanden, aber die Partie gegen O'Kelly durch einen ärgerlichen Einsteller 'vergeigt'.

Von den Einzelresultaten weiß ich sonst nur noch, Heiner Kaufhold gewann an Brett 8 gegen den damals noch recht frischgebackenen Deutschen Meister Dr. Christoph, ich konnte an Brett 6 gegen (Dr.) Clemens punkten, und Reef hatte (das ist jetzt geraten) Remis gegen Kavalek ? Insgesamt haben wir wohl knapp mit 3½ : 4½ verloren.

So war's wohl, kann aber auch fast alles falsch sein, ist lange her ...

Wilhelm Grafe

Dazu schreibt Wolfgang Klettke am 17.01.2010:
Zum Bericht von W. Grafe kann ich folgendes ergänzen:

Die Vorrunde fand vom 20.-22.10.1972 in Solingen statt
(Quelle Schach-Echo 5 aus 1972, der Bericht dazu in 21 aus 1972).
Endstand laut Schach-Echo:

1.Solingen6:015½ BP
2.Hamburger SK4:211    BP
3.Tempo Göttingen2:411½ BP
4.Wilmersdorf0:610    BP

Die Endrunde fand vom 24.-26.11.1972 im Hotel Ropeter in Göttingen statt
(Quelle Schach-Echo 23 aus 1972).

1.Solingen6:018    BP
2.Bamberg 3:312    BP
3.Heidelberg2:410    BP
4.Hamburg 1:5  8    BP

Wolfgang Klettke

Dazu schreibt Georg Grabitz am 20.01.2010:
Ergänzung zum Bericht von Wilhelm Grafe:

Bei der Vorrunde zur Deutschen Manschaftsmeisterschaft 1972 in Solingen war ich auch dabei.

Meine Partieformulare besagen:
20.10.1972Brett 6Holze (Berlin-Wilmersdorf) - Grabitzremis
21.10.1972Brett 6Gergs (Hamburger SK) - Grabitz1 : 0
22.10.1972Brett 5Eising (Solingen) - Grabitz1 : 0

Die Namen, die Wilhelm Grafe als Mannschaftsmitglieder der Tempo-Mannschaft genannt hat, kann ich mit einer Ausnahme bestätigen. Erhard Jörn kenne ich nicht, der muß wohl später nach Göttingen gekommen sein. Das Turnier fand in einem Hotel (Schloßhotel?) statt. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wo wir geschlafen haben, aber die nette freundschaftliche Atmosphäre in der Mannschaft ist mir selbst in einigen Einzelheiten noch gegenwärtig. Von Hankur Angantysson habe ich gehört, dass Schach in Island in den Zeitungen so ausführlich besprochen wird, wie hier die Fußballergebnisse und dass Jon Halfdanarson als ehemaliges Wunderkind im ganzen Land bekannt war.

Uwe Trommsdorf hatte immer die Lacher auf seiner Seite und Heiner Kaufhold wurde gefeiert für seinen Sieg an Brett 8 gegen den amtierenden Deutschen Meister. Mit Helmut Reefschläger habe ich über Mathematik geredet und dass er nicht für einige Zeit in die USA gehen wollte, weil "die da so schlecht Schach spielen".

An einen Protestfall kann ich mich nicht erinnern. Möglicherweise ging es um die Benachteiligung der Gastmannschaften bei den Hängepartien. Während den Solingern Hotelzimmer für die Analyse zur Verfügung standen, wurden die anderen behindert, weil der Turnierraum über Mittag abgeschlossen wurde. Als ich mir beim Mittagessen im Speisesaal des Hotels meine Hängepartie gegen Johannes Eising auf dem Taschenschach ansehen wollte, kam der Ober angerannt: "Hier dürfen Sie nicht Schach spielen." Alle Erklärungen halfen nichts, das Taschenschach mußte unter dem Tisch verschwinden. Wir selbst haben nicht protestiert. Ich kann mich an die freundliche Diskussion mit Johannes Eising nach der Partie erinnern. Er erzählte mir, dass L. Kavalek ein kurzer Blick auf unsere Hängestellung (Turmendspiel mit Mehrbauer) genügte, um die Gewinnführung zu skizzieren. Mit Johannes Eising verbinden mich als gleichalter schöne Erinnerungen an eine gleichzeitige Mitgliedschaft beim "SC Wissenschaft Halle" (DDR-Mannschaftsmeister 1955).

An das 3½ : 4½ Ergebnis gegen Solingen kann ich mich auch erinnern. Die Reihenfolge unserer Aufstellung weiß ich nicht mehr und warum ich in der letzten Runde von Brett 6 auf Brett 5 rutschte, ist mir völlig unklar.

Georg Grabitz

Diese Seite wurde zuletzt am 12.01.2021 von Manfred Tietze bearbeitet.